22.9.05

Die Geschichte der Karin S. (Teil 2)

Aber war meine Schulzeit zwar eine Qual und habe ich sie mir auch selber verlängert, so war ich doch kein Kind von Traurigkeit.

Ich war eine ganz normale Jugendliche und so war mir die Schule einfach irgendwann völlig egal gewesen und nur in meiner Freizeit konnte und wollte ich: ich selber sein.

Ich war ja schon von klein auf eine absolute Leseratte und so war ich natürlich der häufigste Gast und die eifrigste Leserin in unserer Pfarrbücherei. Seit ich 12 war, durfte ich dort auch aktiv mitarbeiten und so kam ich nach und nach auch mit dem aktiven Pfarrleben zusammen.

Ich wollte auch in eine Jugendgruppe, hatte ich nun doch auch die städtische Jugendarbeit als Mitglied erlebt. Aber in unserer Pfarrei gab es nur eine „Jungen KJG“ und keine Mädchengruppe. Das fand ich nicht so super und so habe ich mich, ich war glaube ich gerade 16 geworden, daran gemacht alle 14 - 15jährigen Mädchen in unserer Pfarrei anzuschreiben. Die Liste bekam ich von unserem Jugendkaplan, der meine Aktivität voll begrüßte. Und ich hatte Glück. Es entstand eine nette Mädchengruppe.

Wir hatten viel Spaß miteinander, machten gemeinsam den Jugendgruppenausbilder und so entstanden schon nach kurzer Zeit aus meiner Gruppe neue Ableger. Gleichzeitig verliebte ich mich das erste Mal, unglücklich, denn diese „Liebe“ wie ich meinte wurde nicht erwidert. Nun ja, Karin konnte noch nie geduldig sein. Und so habe ich meinen Schwarm einfach gefragt, ob er mit mir gehen möchte…..aber er sagte nein. Teenagerzeit, erste Liebe, erster Liebeskummer…. Wer kennt das nicht.

Aber das Leben geht weiter und nachdem ich wieder aus meinem Schneckenhaus raus gekrochen bin, wurde ich noch aktiver und betätigte mich noch zusätzlich im Haus der Jugend. Ich half in der Teeküche und gab Spiele aus und lernte viele neue Menschen kennen, die mich einfach so akzeptiert haben, wie ich bin. Es war eine wunderbare Erfahrung, anerkannt und gemocht zu werden.

Parallel hatte meine Mutter auch weiterhin meine Gesundheit im Blick. Über meinen Orthopäden bekamen wir einen Vorstellungstermin in der Uniklinik bei Prof. Immhäuser, der sich sehr für Poliofälle interessierte. Es wurden alle möglichen Untersuchungen vorgenommen.

Nervenbahnen wurden mit Nadeln auf ihr vorhanden sein und ihre Aktivität getestet. Eine schmerzhafte Untersuchung, und es reichte nicht nur eine. Doch dann sollte ich darauf hin endlich meine Schiene loswerden. Mein linkes Fußgelenk sollte versteift werden und somit wie eine innere Schiene wirken. Ich freute mich darauf, musste mich aber noch bis nach meinem Schulabschluss gedulden.

Bevor ich dann meine Ausbildung angetreten habe, kam ich erst mal für 12 Wochen ins Krankenhaus. Zunächst wurden wieder alle möglichen Untersuchungen gemacht, dann wurde die OP ein ums andere Mal verschoben, aber dann sollte es doch endlich so weit sein.

Ich lag mal wieder vorbereitet im OP-Hemdchen in meinem Bett und wartete, da kamen sie mich holen… mit einem Rollstuhl. Ich war zwar erstaunt, aber dachte mir nichts dabei. Doch brachte man mich nicht in den Operationssaal, sondern in den Vorlesungssaal, wo Prof. Immhäuser einen Vortrag über Polio halten wollte.

Ich war 17 ich saß im OP – Hemd in einem Rollstuhl neben dem Rednerpult, vor mir ein Auditorium voller Studenten und Studentinnen, ich wurde rot und verlegen und schämte mich, aber ich saß ja.

Prof. Immhäuser stellte mein Krankheitsbild vor, zeigte Röntgenaufnahmen von mir, und jeder Student hatte sämtliche neurologischen Befunde vor sich liegen. Der Professor fragte seine Studenten, welche Bewegungen ich denn noch machen könnte.

Außer einem „gar keine“ und „ich weiß nicht“ kam eigentlich nicht besonders viel. Erst als ich dann aufstehen und durch den Raum laufen sollte (barfuss konnte ich sogar ohne Schiene gehen), ging ein Raunen durch den Saal und es hagelten Fragen über Fragen, wie dies denn möglich sei. Gebannt habe auch ich zugehört und einiges über Vorderhornzellen, Aussprossungen und Arbeitsübernahme durch andere Nervenbahnen erfahren. Aber auch, dass noch niemand weiß, wie sich diese Doppelarbeitsbelastung im späteren Leben auswirken wird.

Nun ja am nächsten Tag wurde ich dann aber auch endlich operiert und bald schon durfte ich mit Gehgips nach Hause. Regelmäßig musste ich wieder zur Kontrolle in die Klinik und als endlich nach einigen Wochen der Gips runter kam, war ich glücklich wieder normal laufen zu können. Anfangs fiel es zwar wieder schwer, aber ich erholte mich schnell und nachdem ich auch die Platten rausbekommen hatte, fing mein Lehrgang für den gehobenen nichttechnischen Dienst in der Verwaltungsakademie an.

Aber leider klappte das mit der Versteifung nicht so ganz. Nach meinem ersten Ausbildungsjahr musste ich wieder für 6 Wochen in die Klinik, weil sich das Gelenk wieder gelockert hat und ich reichlich Schmerzen hatte.

Danach hat man mir von der Verwaltung nahe gelegt, mich zurückstufen zu lassen und mich mit meinen schwächsten Fächern geködert. Ich würde Steno und Schreibmaschine erlassen bekommen und finanziell auch keine Einbussen haben.

Und ich… ich habe zugesagt, denn das ganze erste Jahr noch mal wiederholen, wollte ich nicht. Und so wurde ich ins mittlere Beamtenverhältnis zurückgestuft und hatte nun eine Blockausbildung, aufgeteilt zwischen einem Schulblock und praktischer Ausbildung in den einzelnen Ämtern der Verwaltung.

Wurde mir noch nach dem Auswahlverfahren gesagt, man habe mit mir als Behinderte etwas Besonderes vor, ich sollte in der Behindertenarbeit aktiv werden, so war jetzt keine Rede mehr davon. Mein erster Posten war das Einwohnermeldeamt.

Toll, vormittags Publikumsverkehr, das hat Spaß gemacht. Ich gehe gerne mit Menschen um. Aber nachmittags, nur schriftliche Arbeiten, Schreibmaschine schreiben, Karteikarten in die Ablage einsortieren, die sich in den untersten Schubladen befanden. Diese Schreibtischschubladen waren riesen Monster und unheimlich schwer und ich wurde immer langsamer, ich schaffte meine Arbeit nicht, es sammelten sich Restbestände. Ich fing das Rauchen an, damit ich wenigsten zwischen durch ab und zu mal eine kurze Pause machen konnte, ich führte Privatgespräche, sobald sich die Gelegenheit ergab. Aber ich kapierte selber nicht was da ablief.

Der Erfolg: Eine Ermahnung nach der anderen, eine Verlängerung in dem Amt nach der anderen. Dann kam ich aber doch noch in andere Ämter und da ging es mir besser, solange ich nicht körperlich belastet wurde.Aber das weiß ich natürlich erst heute.

Nach meiner Abschlussprüfung durfte ich dann auch noch wieder im Meldeamt anfangen, was den ganzen Kreislauf von vorne losgehen ließ. Man verlängerte meine Probezeit und fragte mich, was ich denn am liebsten machen würde. Ich wäre gerne irgendwo hingekommen, wo ich Telefondienst machen kann. Und das wurde mit auch ermöglicht, nur leider war es nicht nur Telefondienst, sondern ich sollte auch Berichte für den Sonderkindergarten für Körperbehinderte und die neurologische Ambulanz schreiben und einmal im Quartal die Abrechnungen machen.

Ich freute mich auf die Arbeit, aber der überwiegende Teil war dann doch tippen nach Diktat vom Band und nach Vorlage und dann noch zusätzlich die vielen Abrechnungen und so kam es wie es kommen musste. Ich schaffte auch hier meine Arbeit nicht.

Mir wurde schriftlich mitgeteilt, dass ich faul sei und viele Privatgespräche führen würde. Mir wurde vorgerechnet, welchen Schaden ich der Verwaltung machte. Es war die Hölle. Aber sie konnten mich nicht entlassen und so wurde ich zum zweiten Mal zurückgestuft. Jetzt war ich nur noch im Angestelltenverhältnis…….


So, da mein Leben aber doch noch einige Jahre zu bieten hat, folgt demnächst noch Teil 3. Ich hoffe, ich schaffe es genauso schnell, ihn fertig zu stellen, aber seid bitte nicht böse, wenn es doch noch länger dauert.

Liebe Grüsse
Karin

2 Kommentare:

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